Puppen und ihre Gefährten

English translation below.

In den 1980 Jahren dienten mir Puppen als menschenähnliche Modelle. Es war der Beginn meiner malerischen Arbeit. Die hier gezeigten Bilder sind ein Ausschnitt aus einer größeren Werkgruppe, die damals entstand.

Ihre meist herbe Anmutung ist der Geschichte der Objekte verschuldet. Die Puppe mit dem Namen Grete stammt aus dem Jahr 1933. Sie war die einzige Puppe meiner Mutter und wurde mehrfach in den Bombennächten des Zweiten Weltkrieges verschüttet. Es wäre mir unangemessen vorgekommen, sie in kindlicher Lieblichkeit darzustellen. Ihre Darstellung als Akt spielt auf die Erfahrungen sexueller Gewalt an, die meine Mutter als junges Mädchen am Ende des Kriegs erfuhr. Es ist also eine Stellungnahme zur Kindheit und Jugend meiner Mutter, deren Erzählungen mich tief berührt haben. Das Bild „Der Teddy weint“ nimmt Bezug auf diese Erzählungen. Es ist mein Teddy, der über das Elend weint, das meine Mutter als Kind erfahren musste.

Die so anders anmutende Arbeit „Als ich klein war…“ zeigt das Spielzeug meiner Kindheit in den 1960 Jahren. Auch hier verlebendigen sich die Objekte, aber sie tun es in einem „aufregenden“ Spiel, wobei ihre jeweilige emotionale Verfasstheit sehr unterschiedlich ist. Das Bild entstand 2020, also mit sehr großem zeitlichem Abstand zu den Puppen–Bildern. Es ist eine andere Kindheit, von der hier erzählt wird, eine Kindheit ohne Krieg und Gewalt. Ein seltenes Glück in einer Welt, in der so viele Kinder auf der Fluchte vor Krieg und Armut sind.

Dolls and their Companions

In the 1980s dolls served me as human-like models. It was the beginning of my painterly work. The pictures shown here are an excerpt from a larger group of works that were created at that time.

Their mostly austere appearance is indebted to the history of the objects. The doll named Grete dates from 1933; it was my mother’s only doll and was buried several times during the bombing nights of World War II. It would have seemed inappropriate to me to depict her in childlike loveliness. Her depiction as a nude alludes to the experiences of sexual violence my mother endured as a young girl at the end of the war. It is thus a statement on my mother’s childhood and youth, whose stories touched me deeply. The picture „The Teddy cries“ refers to these stories. It is my teddy crying about the misery that my mother had to experience as a child.

The work „When I was little…“, which seems so different, shows the toys of my childhood in the 1960s. Here, too, the objects come to life, but they do so in an „exciting“ game, whereby their respective emotional state is very different. The picture was created in 2020, that is, with a very large temporal distance from the doll pictures. It is another childhood of which is told here, a childhood without war and violence. A rare happiness in a world in which so many children are on the run from war and poverty.